Weisse Taube, rotes Herz

Die evangelikale «Universalkirche» mit Sitz am Leopoldplatz unterstützt die rechtsextreme Bolsonaro-Regierung in Brasilien

Thema – Eine fliegende weiße Taube in einem roten Herzen – das ist das Symbol der «Universalkirche des Königreich Gottes». Manche Passant*innen haben es vielleicht schon auf dem Leopoldplatz gesehen. Hier betreibt die «Universalkirche» seit einigen Jahren ein sogenanntes «Hilfszentrum» in der Neuen Nazarethkirche.

«Universalkirche des Königreich Gottes»

Die «Universalkirche des Königreich Gottes» (Igreja Universal do Reino de Deu, IUDR) ist eine ursprünglich aus Brasilien stammende, weltweit aktive evangelikale Sekte. Theologisch vertritt sie, wie andere evangelikale Sekten auch, eine dogmatische Auslegung der Bibel, geprägt etwa durch Homophobie und antifeministische Positionen. Gerade erst gab es den Fall eines zehnjährigen brasilianischen Mädchens, das nach jahrelangem Missbrauch schwanger wurde. Evangelikale setzten die Betroffene, ihre Familie und verschiedene medizinische Einrichtungen massiv unter Druck, um eine Abtreibung unmöglich zu machen. Nur in einer über 1000 km entfernten Klinik konnte diese dann mit Unterstützung von feministischen Gruppen durchgeführt werden. Ein Frauenforum aus Pernambuco versammelte sich mit 50 Frauen vor der Klinik: «Das Leben dieses vergewaltigten Mädchens ist für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung. Legale Abtreibung ist ein Recht. (…) Wir werden das Leben eines 10-jährigen Mädchens nicht aufgeben. Zwangsschwangerschaft ist Folter. Eine Schwangerschaft mit zehn Jahren ist der Tod.». (1)

Die IUDR verlangt von ihren Mitgliedern mindestens 10 Prozent ihres Besitzes an die Leitung der Sekte zu spenden. Mittlerweile ist die IUDR ein international agierender Konzern, der besonders im Kommunikationsbereich, sowie im Immobilien- und Tourismussektor aktiv ist. Ihr Gründer Edir Macedo ist mehrfacher Milliardär und gilt als einer der reichsten und mächtigsten Männer Brasiliens. Die IUDR ist eng mit verschiedenen Bereichen organisierter Kriminalität verbunden. Heute ist die Universalkirche, laut eigener Aussage, mit über 8 Millionen Mitgliedern in 170 Ländern vertreten.

Brasilien: Hauptverbündete der rechtextremen Bolsonaro-Regierung

Nachdem die linke Präsidentin Brasiliens Dilma Rousseff unter fadenscheinigen Vorwänden durch reaktionäre parlamentarische Kreise aus ihrem Amt geputscht und später der langjährige linke Präsident Lula da Silva in den Knast gesteckt wurde, gelangte der rechtsextreme Militär Jair Bolsonaro Anfang 2019 an die Macht. Die «Universalkirche» ist einer der Hauptverbündeten der ultrarechten Bolsonaro-Regierung.

Bolsonaro ist ein erklärter Bewunderer der mörderischen brasilianischen Militärdiktatur und setzt auf eine Mischung aus Repression und Neoliberalismus. Unter ihm gibt es neue Freiheiten für internationale Konzerne, etwa bei der Abholzung der Urwälder am Amazonas. Gleichzeitig hat die Gewalt gegen Aktivist*innen, Gewerkschafter*innen, Indigene, schwarze Menschen, Frauen und LGBTQ+-Personen massiv zugenommen.

Der Rechtsextremist Bolsonaro und die großen evangelikalen Sekten in Brasilien verstehen sich ausgezeichnet. Evangelikale waren ein entscheidender Faktor dabei, Bolsonaro 2019 den Wahlsieg zu ermöglichen. Eine besondere Rolle spielt hier die Universalkirche, der u.a. die zweitgrößte Medien- und Fernsehkette Brasiliens gehört. Gemeinsam wettern Evangelikale und Bolsonaro gegen Maskenpflicht und andere Corona-Maßnahmen. Brasilien ist auch deswegen von der Pandemie extrem betroffen.

Was tun?

Wir, Rotes Herz Wedding, sind ein offenes Bündnis verschiedener Initiativen und Einzelpersonen, die dagegen aktiv werden wollen, dass mit der «Universalkirche» eines der wichtigsten Instrumente zum Machterhalt Bolsonaros mitten im Wedding einen repräsentativen Sitz hat.


Mehr Infromationen unter: https://rotesherzwedding.noblogs.org

(1) https://noticias.uol.com.br/colunas /chico-alves/2020/08/16/grupo -vai-a-hospital-para-defender-aborto -legal-de-menina-de-10-anos.htm

Dieses Gastbeitrag erschien in der PLUMPE #6 (Sept. 2020)