«Wir hatten zwar nur Stube und Küche, aber eine Innentoilette!» – Alltag und Widerstand proletarischer Frauen in den 20er und 30er Jahren

Eine Stadtführung durch den Wedding berichtete vom Alltag und Widerstand proletarischer Frauen in den 20er und 30er Jahren

Geschichte– Am 22.08. fand die DenkMalTour «Proletarische Frauen im Wedding» statt, die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Helle Panke e.V. und den NaturFreunden Berlin veranstaltet wurde. Die Stadtforscherin Dr. Christine Scherzinger beginnt an der Ecke Kameruner Str./Lüderitzstr., von den Lebensbedingungen der Arbeiter*innen im «Roten Wedding» zu erzählen. In den Häusern mit drei bis sechs Hinterhöfen wohnen hauptsächlich Arbeiterfamilien mit vielen Kindern. Ein Bericht der Zeitzeugin Ursula Pawelke (geb. 1922) hebt die Besonderheit der Innentoilette hervor, die sie als Tochter eines Schlossers gemeinsam mit der Familie nutzt. In den 20er Jahren immer noch verbreitet waren Toiletten, die sich hunderte Mieter*innen eines Hauses teilen.

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Widerstand im Wedding – Nazis fiel es lange schwer, im Wedding Fuß zu fassen

Der 1. Mai 1930 in der Kösliner Straße im Wedding

Geschichte– Der 11. Februar 1927 sollte für die NSDAP eine erste Machtdemonstration in der «Reichshauptstadt» werden. Joseph Goebbels hatte sich für eine Kundgebung angekündigt. In den Pharussälen am Leopoldplatz, einem zentralen Versammlungsort der Berliner Arbeiter*innenbewegung, wollten die Faschisten aufmarschieren. Den Weddinger*innen ist es zu verdanken, dass die Veranstaltung letztlich kaum für die Propaganda der Nazis geeignet war. Statt einer Kundgebung und Machtdemonstration mitten im Herzen des Roten Weddings wurde den Faschisten ein proletarischer Platzverweis erteilt. Mit Stuhl- und Tischbeinen bewaffnet lieferten sich die Arbeiter*innen eine Saalschlacht mit der SA. In den umliegenden Straßen wurden Nazis verprügelt. Es sollte für geraume Zeit der letzte öffentliche Auftritt der SA im Wedding sein.
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Vor 100 Jahren im Wedding

Broschürenvorstellung – In diesem Jahr jährte sich der Matrosenaufstand vom November 1918 zum 100. Mal. Am 9.11.1918 dankte der Kaiser ab, Karl Liebknecht rief in Berlin die Freie Sozialistische Republik aus. Das Gemetzel des I. Weltkriegs fand sein Ende. Auch im Wedding wurde im Vorfeld für «Frieden, Freiheit und Brot» mobil gemacht. Es waren hoffnungsvolle Tage. Wir präsentieren daher Auszüge aus der Anfang Januar in Berlin erscheinenden Broschüre: «Alle Macht den Räten» (Im Wedding erhältlich z.B. im Café Cralle oder Kiezhaus Agnes Reinhold)

Die zweite große Massenaktion der Arbeiter*innen gegen den Krieg und die sich verschärfende Lebensmittelversorgung erfolgte dann im April 1917. Der Winter 1916/1917 – auch bekannt als Kohlrübenwinter – hatte den Arbeiter*innen nochmal deutlich gezeigt wohin es geht. „Vor 100 Jahren im Wedding“ weiterlesen