Philippinischer Diktatorensohn wird neuer Präsident

Antifaschistische Filme mahnen vor Geschichtsrevisionismus und kollektivem Vergessen

Ein Gastbeitrag von ALPAS Pilipinas / Analie Gepulani Neiteler

Am 9. Mai 2022 wurde trotz großer oppositioneller Mühen auf den Philippinen sowie in der Diaspora leider das Tandem des Todes mit scheinbar überwältigender Mehrheit gewählt. Ausgerechnet der Diktatorensohn Ferdinand „Bongbong“ Marcos Junior gewann die Wahl und mit ihm steht an zweiter Stelle der Spitze nun Noch-Präsident Rodrigo Dutertes Tochter Sara Duterte, die zur Vizepräsidentin gewählt wurde.
Allein in Rodrigo Dutertes blutrünstigen, sogenannten „Drogen-Krieg“ wurden in seiner Amtszeit zwischen 8.600 und 30.000 Menschen getötet.

Ferdinand Marcos Senior regierte die Philippinen von 1965 bis 1986. In dieser Zeit hat der Marcos-Clan aus den Staatskassen der Philippinen nicht nur zwischen fünf und zehn Milliarden US-Dollar gestohlen, sie sind auch verantwortlich für 3.257 außergerichtliche Tötungen, 35.000 dokumentierte Fälle von Folter sowie 70.000 Inhaftierungen und das „Verschwindenlassen“ unzähliger Oppositioneller. 
Im Rahmen der Wahlen auf den Philippinen am 9. April 2022 luden ALPAS Pilipinas* und das SAVVY Contemporary** am Widerstandsplatz (ehemals Nettelbeckplatz) einen Monat vor den Wahlen zum anti-autoritären Film-Screening ein. Gezeigt wurde der autobiographische Film „Liway“ von Kip Oebanda. Der Film handelt von Dakips Erfahrungen, einem Jungen, der im Gefängnis während der Marcos-Diktatur aufwächst. Seine Mutter ist Dissidentin des Marcos-Regimes und politische Gefangene. Im echten Leben ist die Aktivistin Cecilia Flores-Oebanda die Mutter des Filmemachers Kip Oebanda. 
Der Filmemacher hat seinen Film sogar der breiten Öffentlichkeit für Bildungszwecke „geschenkt“. Kip Oebanda postete dies mit den Worten: „This is yours now. Feel free to create copies, torrents, splice it, stream it, use it for your own purposes.“ Sein Film, ein Mahnmal gegen das kollektive Vergessen. 
*ALPAS Pilipinas ist ein Kollektiv aus migrantischen Aktivist*innen von den Philippinen und engagierten Verbündeten, das 2021 in Berlin gegründet wurde. 
**SAVVY Contemporary ist ein Kunstraum in Berlin-Wedding und positioniert sich an der Schwelle zwischen Vorstellungen und Konstrukten des Westens und des Nicht-Westens. 

 

Eine umfassende Liste mit Filmen und Dokumenten zur Aufklärung über philippinischen Autoritarismus und die Aufarbeitung der Marcos-Diktatur hat Mayka Maykaba vom UP College of Education Student Council zusammengestellt.


Dieser Beitrag erschien in der PLUMPE #10 (Juli 2022)