Uber vs. Taxi – Großkonzerne drängen auf den Taximarkt und drücken die Löhne


Themen- Eine lange Schlange von Taxis steht jeden Tag am Bahnhof Gesundbrunnen, um auf Bahnfahrgäste zu warten. Fahrer stehen in kleinen Grüppchen beisammen und unterhalten sich in verschiedenen Sprachen. Wer genau hinsieht bemerkt, dass die Taxameter im Innenraum der Fahrzeuge auf «Pause» stehen, obwohl die Kollegen und Kolleginnen startbereit sind. Gleichzeitig sind bekannte Kiez-Halteplätze wie Bad-/Pankstraße verwaist. Stattdessen drücken sich Toyota-Hybrid-Fahzeuge an den Ecken herum, von denen einige Werbung des US-Konzerns Uber tragen. Was ist denn da los?

Taxi, das ist die «letzte Meile», der Weg vom Bahnhof oder auch aus der Kneipe nach Hause. Wirklich lange Touren sind selten. Dennoch ist das Taxigewerbe bislang nicht die Ergänzung zum ÖPNV, die es sein könnte. Der Grund liegt in der Zersplitterung seiner Struktur. Das Taxigewerbe besteht aus zahlreichen privaten Kleinbetrieben. Die Bezahlung erfolgt oft nur auf Provisionsbasis, der gesetzliche Mindestlohn wird umgangen. Das ist illegal. Gleichzeitig ist Taxifahren eine Möglichkeit für Menschen, die keine Berufsausbildung haben oder erst seit kurzem in Deutschland sind, etwas Geld zu Sozialleistungen hinzu zu verdienen. Der Preis dafür ist extreme Ausbeutung. Die Gewerbestruktur und mangelnde Kontrollen der Behörden sorgen dafür, dass eine Spirale nach unten entsteht. An ernsthaftes ökologisches Umsteuern kann unter solchen Bedingungen nicht gedacht werden. Wir, als weitgehend selbstorganisierte AG Taxi bei der Gewerkschaft ver.di, setzen uns dafür ein, dass Taxi fahren ein Beruf mit auskömmlichen Löhnen – also tariflich abgesichert – für die Beschäftigten und ihre Familien wird. Die Perspektive sehen wir dabei in einer anerkannten Berufsausbildung für FahrerInnen und in einem Auf bau von Taxi-Strukturen in Öffentlicher Hand. Auch in der Bildung von Genossenschaften, die z.B. Inklusionstaxis mit umweltfreundlichem Antrieb bereit stellen können, würden wir einen Fortschritt sehen. Wenn die KollegInnen korrekt bezahlt werden. Es geht für uns jedoch in die falsche Richtung, wenn die BVG ein Projekt «Berlkönig» zusammen mit großen Autokonzernen macht, um Sammelfahrten zu organisieren. Dies führte bereits dazu, dass Daimler Benz diktieren konnte, wo diese fahren, nämlich nur in den lukrativen Innenstadtbezirken. Taxi gehört aber zur Daseinsvorsorge für alle, und das ist der Beruf , den wir ausüben wollen. Wir wollen keine Konzernknechte sein!

Der Berliner Senat dagegen setzt auf Konzerne wie Uber und «free now», wo BMW und Daimler Benz dahinter stehen. Mit Mietwagen wird hier taxiähnlicher Verkehr zum Dumping- preis angeboten. Dies ist verboten, da Mietwagen nach jeder Fahrt zur Firma zurückkehren müssen und nicht auf der Straße auf neue Kundschaft warten dürfen. Sie tun das aber jeden Tag, da es keine wirksamen Kontrollen gibt. Ökologisch gesehen sind Uber und co. unsinnig, weil so zusätzliche PKW auf die Straßen kommen. Deren Fahrgäste wären sonst z.T. Taxi gefahren- vor allem aber Bahn und Bus, wie Untersuchungen aus den USA zeigen, wo Uber den Markt beherrscht.

Unsere Gegner sind jedoch trotz der unmittelbaren Konkurrenz nicht die FahrerInnen der Uber-Wagen. Sie werden oft noch schlechter bezahlt als Taxi-FahrerInnen. Unsere Gegner sind die Konzerne selbst und große, am Rande oder außerhalb der Legalität agierende Firmen im Taxi-, wie im Mietwagengewerbe. Und eine Politik, die «Disruption» durch aggressiven Neoliberalismus aktiv befördert.

Dagegen setzen wir die Entwicklung von Solidarität zwischen Beschäftigten auch über Branchengrenzen hinweg und die Vernetzung mit fortschrittlichen Kräften in Stadtteil und Gesellschaft. Letztendlich kann es nur um die Überwindung der Profitorientierung als Zweck allen Wirtschaftens gehen, um humane Lebensweisen allen möglich zu machen.

Ein Beitrag von Andreas Komrowski, Mitglied der AG Taxi bei ver.di Berlin, erschienen in der Plumpe #4 (Februar 2020)