Vor 100 Jahren im Wedding

Broschürenvorstellung – In diesem Jahr jährte sich der Matrosenaufstand vom November 1918 zum 100. Mal. Am 9.11.1918 dankte der Kaiser ab, Karl Liebknecht rief in Berlin die Freie Sozialistische Republik aus. Das Gemetzel des I. Weltkriegs fand sein Ende. Auch im Wedding wurde im Vorfeld für «Frieden, Freiheit und Brot» mobil gemacht. Es waren hoffnungsvolle Tage. Wir präsentieren daher Auszüge aus der Anfang Januar in Berlin erscheinenden Broschüre: «Alle Macht den Räten» (Im Wedding erhältlich z.B. im Café Cralle oder Kiezhaus Agnes Reinhold)

Die zweite große Massenaktion der Arbeiter*innen gegen den Krieg und die sich verschärfende Lebensmittelversorgung erfolgte dann im April 1917. Der Winter 1916/1917 – auch bekannt als Kohlrübenwinter – hatte den Arbeiter*innen nochmal deutlich gezeigt wohin es geht. „Vor 100 Jahren im Wedding“ weiterlesen

Von der Straße aufs Dach an die Wand

Polizei beobachtet und filmt von einem verzierten Dach in der Schulstraße rund um den Leopoldplatz die antikapitalistische Kiezdemonstration am 30.04.2018

Interviw – Ihr habt sie sicher alle schon mal gesehen: Kritische Botschaften, gut sichtbar als fette Buchstaben an den Weddinger Mietshäusern: «Wohnraum ist kein Ware», «Fuck Frontex!», «Hartz4 Essen Seele auf», «Still not loving Gentrification»…
Dankenderweise wurde der Redaktion für diese Ausgabe ein Interview mit den Künstler*innen hinter den zugigen Werken zugesandt, dass wir hier gerne für euch abdrucken. 

Wie fällt man da oben nicht runter?

Es ist eigentlich ziemlich einfach, wenn man bei allen fünf Sinnen ist. Sind ja alles größtenteils Flachdächer. Bei Schiefdächern oder schiefen Dachluken muss man ein Stück vorsichtiger sein, das ist nur vielleicht ein klein bisschen lebensmüde. Keine Sicherung! Denn beim «Rollen» selbst liegt man ja mit 4/5 des Körpergewichts auf dem Dach und 1/5 über der Dachkante. Da passiert nichts, du liegst sicher auf, guckst runter und atmest frische Dachluft. „Von der Straße aufs Dach an die Wand“ weiterlesen

Dekolonisiert euch!


Themen – Von der kolonialen Amnesie Deutschlands und welche Rolle Straßennamen dabei spielen (können) um sie abzubauen. Ein Beitrag von Tahir Della (ISD Bund e.V.)

Nach einem jahrelangen Kampf werden 2019 im Berliner Wedding Straßen umbenannt, die bislang die Namen von Kolonialakteuren tragen und zukünftig Menschen ehren, die vor allem im Anti-Kolonialen Kampf standen.

Am 11.November dieses Jahres ist das 100-jährige Jubiläum des Endes des 1. Weltkrieges und damit ist auch das Ende des deutschen Kolonialprojekts verbunden. Deutschland hat mit der Errichtung der Festung «Großfriedrichsburg» bereits im Jahre 1683 den Eintritt in das europäische Koloniale Projekt vollzogen. Zunächst waren diese Aktivitäten damit verbunden, von Goldvorkommen an der sogenannten «Goldküste», dem heutigen Ghana, zu profitieren. Als das nicht eintraf, konzentrierte sich Brandenburg-Preußen auf den transatlantischen Versklavungshandel, der von Anfang an Sinn und Zweck der Festung war.
Was die Anzahl der von Brandenburg-Preußen versklavten Menschen angeht, hat die Historikerin Andrea Weindl nicht weniger als 110 Transporte mit knapp 19.000 Menschen gezählt. Diese Zahl stellt zwar einen geringeren Anteil in der vier Jahrhunderten andauernden Zeit des Transatlantischen Versklavungshandel dar, sollte aber allein aus moralischen Gründen nicht vernachlässigt oder gar klein geredet werden. Denn das würde auch ausblenden, dass für eine kurze Zeit, nämlich in ihrem aktivsten Jahr 1693, in dem nicht weniger als 6.000 Männer, Frauen und Kinder entführt werden, die Flotte Brandenburg-Preußens mit den großen Kolonialmächten durchaus «konkurrieren» kann.

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Kampf oder Abriss – Wie Investor*innenträume Mieter*innen in der Koloniestraße bedrohen

Bereits 2015 wurde das Gelände neben dem historischen Remisenhof in der Koloniestraße, für «Mikroapartments» und Renditeinteressen des Investors Uhlmann platt gemacht.

Titelthema – Wer von der Koloniestraße in den Hof der Hausnummer 10 läuft, findet ihn noch: den klassischen Berliner Remisenhof. Inmitten des hektischen Dreiecks von Bad-, Kolonie- und Osloer Straße, ist er mit seinen kleinen Backsteinbauten am Rande des langgestreckten Hofes eine richtig grüne und ruhige Oase. Der Hof hat dabei eine lange Geschichte, die von Künstler*innen und Handwerker*innen geschrieben wird. Die scheinbare Idylle ist jedoch bedroht. Wie in Berlin so häufig, wurde die jahrzehntelange relative Ruhe durch den Verkauf des Vorderhauses sowie der Remisen an einen Investmentfonds gebrochen. Die nicht besonders sympathisch klingende bayrische «ZBI – Zentral Boden Immobilien AG» hatte das Gründstück von der Erbgemeinschaft gekauft. Gegen die drohende Verdrängung aus dem Kiez wehren sich daher Mieter*innen der Remisen. Doch wo drückt der Schuh genau?

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