Ausgabe Nr 11 erschienen!

Im September 2022 wurde die junge Kurdin Jina Mahsa Amini von der sogenannten Sittenpolizei im Iran ermordet, weil sie eine Frau war. Das nennt sich Feminizid. Seitdem steht das Land nicht mehr still. Es kam zu den größten und am längsten andauernden Protesten gegen die Diktatur der islamischen Republik seit deren Herrschaftsbeginn 1979.
Die Proteste vereinigen die Forderungen der Arbeiter*innenbewegung mit denen der Frauenbewegung und Bewegungen für demokratische Selbstbestimmung unter dem Slogan ‚Jin, Jîyan, Azadî‘ – Frauen, Leben, Freiheit! Sie sind als Aufstand gegen die patriarchalen Strukturen im Land zu verstehen. Mehr zur Situation im Iran und wie der Protest in die Stadtteile getragen wird, lest ihr in unserem Gastbeitrag aus Merivan (S.4).

Was hat das alles mit uns hier im Wedding zu tun? Auch hier sind Feminizide eine permanente Bedrohung, wie zum Beispiel der Mord an Zorah Gul in Pankow im April letzten Jahres gezeigt hat. Doch patriarchale Strukturen zeigen sich auch anders. Immer noch gibt es deutliche Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen, trans und intergeschlechtliche Personen sind besonders von Mehrbelastung im Haushalt und anderer unbezahlter Sorgearbeit betroffen. Das führt dazu, dass sie insgesamt – und auch im Wedding – besonders von Armut betroffen sind, vor allem im Alter. Mehr dazu lest ihr im Artikel vom Feministischen Netzwerk (S.5).

Patriarchale Strukturen führen aber auch zu Vereinzelung. Personen, die im Haushalt, in der Sorge um Familienangehörige, im Kümmern um Wohnungen anderer oder in der Versorgung ihrer Nachbar*innen im Kiez eingebunden sind, haben weniger Zeit für sich selbst, für Freundschaften, Freizeit und auch für Lohnarbeit. Sie sind häufig mit ihren Problemen allein. So geht es vielen. Deshalb ist es wichtig, Räume zu schaffen, in denen die Sorgearbeit kollektiv angegangen werden kann. Es ist wichtig, Räume zu schaffen, in denen Menschen sich austauschen können und erkennen, dass es nicht nur ihnen so geht. Räume, in denen ein Bild von einer Gesellschaft entsteht, in der das füreinander Sorgen nicht dem Profit untergeordnet wird. Damit eine Gesellschaft entstehen kann, in der diese Räume nicht mehr nötig sind. Diese Prozesse dürfen aber nicht im Stillen passieren, sondern brauchen Aufmerksamkeit und Lärm!

Für diesen Lärm geht es auch in diesem Jahr wieder am Sonntag vor dem 8. März (internationaler feministischer Kampftag) auf die Straße. Die familienfreundliche Demo mit Kochtopf und Löffel, die Symbole der eigenen Küche, findet wieder im Wedding statt. Noch mehr Gründe, warum ihr dahin kommen solltet, lest ihr auf S.3.

 

Wenn ihr uns eure Meinung zur neuen Plumpe schreiben wollt, Exemplare bestellen wollt oder eigene Artikel und Leserbriefe einbringen wollt dann meldet euch gern per Mail unter:
post(at)plumpe.online

Die komplette Ausgabe im PDF Format.

Abholen

In den Weddinger Kiezen gibt es einige offizielle Anlaufpunkte um euch euer Exemplar der PLUMPE zu sichern! Hier eine kleine Auflistung:

  • Café Cralle feministisches Kneipenkollektiv, Hochstädter Straße 10 A
  • Interbüro, Genter Str. 60
  • Kommune65, Buttmannstraße 1a
  • Kiezhaus Agnes Reinhold, Afrikanische Str. 74
  • Infoladen, Scherer Str. 8

Jenseits davon findet ihr die aktuelle Ausgabe in dem ein oder anderen Café, Imbiss oder Spätkauf zwischen Amrumer Straße., Leopoldplatz, Nauener Platz, Badstraße und Brunnenviertel wieder, einfach die Augen offen halten! Meldet euch, wenn ihr die Plumpe bei euch auslegen oder verteilen wollt!

 

„Der Streik hat uns näher zusammen gebracht“

Titel – Interview mit einer Pflegekraft aus dem Wedding zur Berliner Krankenhausbewegung.

Gleich zu Beginn: Was hat dich motiviert, dich dem Streik anzuschließen?

Ich wollte mich gerne aktiv an dem Streik beteiligen, da ich gemerkt habe wie sehr der Job an mir zehrt und ich nur weiter als Pflegekraft tätig sein kann, wenn es Verbesserungen gibt. 

Wie war die Stimmung unter den Kolleg*innen im Vorfeld und im Verlauf der Streiks?

In unseren Team ist die Streikbereitschaft insgesamt sehr hoch. Im Vorfeld war es aber unabdingbar, dass einer von Verdi zu uns auf Station gekommen ist und durch Einzelgespräche die Kolleg*innen überzeugt hat, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Der Streik hat uns als Team, das aus vielen neuen Kolleg*innen besteht, näher zusammen gebracht. Die Stimmung auf der Station selbst war durch die Konfrontation mit der Leitung sehr angespannt. Diese Anspannung hält noch bis heute an. 

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„Unser Theater ist Selbst-Empowerment von der Klasse für die Klasse“

Kultur – Das Theather X macht seit 2009 emanzipatorische Kunst in Moabit. Es versteht sich als alternatives CommUNITY-Theater, das von Jugendlichen und Mitarbeiter*innen gemeinsam, im Co-Management, konzipiert und betrieben wird. Im Zentrum des Bühnenprogramms und der Eigenproduktionen steht eine kritische künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Verhältnissen aus der Perspektive marginalisierter Jugendlicher. Wir sprachen mit dem künstlerischen Leiter des Kollektivs Ahmed Shah:

Was ist das Theater X?

Das Projekt Theater X steht für die Orte, die es nicht gibt, für die Geschichten, die nicht erzählt werden. Geschichten von Existenz und Widerstand von Frauen, von queeren Menschen, von Menschen aus anderen Orten der Welt, von Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben. Das was es nicht gibt, soll es geben, dachten wir, als wir dieses Projekt gestartet haben. X steht für den Inhalt unserer emanzipatorischen Kunst, die sonst keine Bühne findet. X heißt auch Widerstand im Geiste von Malcom X und Angela Davis. X ist aber auch ein Stil: caring, sharing, fair. Theater X ist ein solidarischer Ort, wo du hingehen kannst, wenn du Hilfe brauchst. Veränderung ist wichtig, nötig, möglich und wir möchten durch unsere Kunst etwas dazu beitragen. Wir machen Theater damit wir unser Leben verändern können. „„Unser Theater ist Selbst-Empowerment von der Klasse für die Klasse““ weiterlesen

«Klima der Angst» – Trotz Pandemie schiebt Berlin wieder ab

Weddinger Vereine fordern sofortigen Abschiebestopp

Thema–
Salam und Yaar sind Teil eines Netzwerks von Trägern, die sich im Wedding für Geflüchtete engagieren. Die Kiezkommune sprach mit ihnen über die Aufhebung des coronabedingten Abschiebestopps.

Durch das Coronavirus kam der Reiseverkehr im Frühjahr weltweit zum Erliegen, Abschiebungen wurden für kurze Zeit ausgesetzt. Doch mit den im Sommer erfolgten Lockerungen begründet das Land Berlin auch die Wiederaufnahme von Abschiebungen zum 15. Juni 2020. Pressemitteilungen des Berliner Flüchtlingsrats berichten von zwei Massenabschiebungen im Juli: unter den etwa 200 Betroffenen sind viele Rom*nja-Familien mit Kindern, Menschen mit Behinderungen, wie auch eine krebskranke Frau, deren Chemotherapie noch nicht abgeschlossen war. Zusätzlich brisant dabei ist, dass das Zielland Moldawien vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet geführt wird.

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